"Judas der Verräter"

Schwabmünchner Allgemeine, 10. April 2017




Leichter Theatergenuss mit tiefsinnigem Inhalt

Passionsspiel - Mit „Judas, der Verräter“ hat die Bobinger Theaterschmiede mit ihren Schauspielern und Musikern ein Meisterwerk und einen anderen Blick auf die Geschichte abgeliefert. Nicht nur der Hauptdarsteller zeigt große Kunst.

Das Stück der Bobinger Theaterschmiede blieb von Anfang bis Ende ergreifend: Hier liegen die toten Söhne mit ihren Eltern.

- VON ANJA FISCHER -

Bobingen.
Als „ergreifendes Schauspiel“ bezeichneten viele Besucher die diesjährige Passionsaufführung der Theaterschmiede Bobingen in der Singoldhalle. Sie beobachteten und verfolgten in etwa zweieinhalb Stunden reiner Spielzeit nicht nur die letzten Tage im Leben Jesu Christi, sondern vor allem auch Leben, Entscheidung, Tat und Verzweiflung von Judas.
Nicht nur Pfarrer und Schirmherr Mariusz Pluta fragte in seiner Begrüßung: "War es nicht von Gott gewollt, dass er seinen Verrat begangen hat? Wie sonst hätte sich sonst die Schrift erfüllen sollen?" Und ist es nicht so, dass ausgerechnet Judas, der nichts anderes wollte, als mit Jesus gegen die Römer zu kämpfen und die Juden zu befreien, am Ende zum Verräter werden musste, um die Menschheit zu erlösen? Verräter – oder tragischer Erfüller? Diese Frage stellte sich auch die Theaterschmiede in ihrem Programm.

Nicht der übliche Blick auf die Passionsgeschichte
Und was so schwer zu beantworten ist, wurde mit dem Verfolgen des Passionsspiels mit einem Mal ganz leicht. "Judas der Verräter" bot einen ganz anderen Blick auf die Passionsgeschichte, als den üblichen. Dies wurde eindrucksvoll dargestellt von einer ganzen Reihe von Schauspielern, allen voran Jochen Ulsamer, der Judas nicht nur spielte, sondern die Rolle wie eine zweite Haut überzustreifen schien.
Seine Naivität, Verzweiflung und Zerrissenheit zog die Besucher in ihren Bann, und so war es oft mucksmäuschenstill im großen Saal der Singoldhalle, wenn Judas sein Schicksal zu erfüllen hatte. Diesmal eher ihm zu Seite standen Peter Sedlacek als Jesus und die Jünger (siehe Infokasten). Als Hohepriester Kaiphas tat sich Christian Vollmer hervor, der zusammen mit Martin Egger den Part der Gegenspieler innehatte.
Besonders gelungen war der Theaterschmiede bei dem Stück von Autor Martin Bernard das Zusammenspiel von leichtem Theatergenuss und tiefsinnigem Inhalt, von Passionsthema und Schauspiel. Regisseurin Ingrid Schmid ist zusammen mit Chorleiterin Jaqueline Burckhardt wieder einmal ein Meisterwerk gelungen, dass man sich gerne öfter hätte ansehen und vor allem auch anhören können.

Eingängig, mitfühlende musikalische Begleitung
Grandios war die Leistung des Chores und der Solisten Katharina Liebel, Jürgen Reichardt, Jochen Ulsamer, Katharina Geißler, Eva Ludwig, Evelyn Seitz und Julia Sturm. Überhaupt zeigte sich die Musik bei diesem Passionsspiel eingängig, mitfühlend und ebenso gelungen wie der Stückaufbau an sich. Keine Minute, die man als Besucher nicht genießen und sich trotzdem auf die kommende Osterzeit und die beginnende Karwoche einstimmen konnte.
Regisseurin Ingrid Schmid, die selbst am Ende der Premiere sehr ergriffen von dem gelungenen Premierenabend war, freute sich über den anhaltenden Applaus der Besucher und erklärte: "Es ist toll, dass wir zweimal vor einem gut gefüllten Saal spielen können und bei der dritten Vorstellung sogar ein ausverkauftes Haus haben."

Reinerlös soll an drei Gemeinden gespendet werden
Sie hoffe, dass das Stück deshalb einiges an Reinerlös erbringen wird. "Diesen Betrag möchten wir dann aufteilen und an die Pfarrei Zur Heiligen Familie in der Siedlung, an die Pfarrei St. Felizitas und an die evangelische Dreifaltigkeitsgemeinde spenden", sagte Schmid.
Eine Entscheidung, die ebenfalls mit Applaus vom Publikum begrüßt wurde, welches zum Teil sogar bis aus den angrenzenden Landkreises seinen Weg zu den Bobinger Passionsaufführungen gefunden hatte.
So ist es am Ende fast schade, dass das Stück auf der Bühne im großen Haus nicht regelmäßig auf dem Spielplan steht. Doch es bleibt zu hoffen, dass es nicht die letzte Passionsaufführung in Bobingen war.


Jesus (Peter Sedlacek) wäscht den Jüngern
die Füße beim letzten Abendmahl.

Verbrecher Ramos (Peter Leib) drängt
Judas (Jochen Ulsamer, re.) zum Verrat.

Der Chor singt das "Vater unser". Im Hintergrund betet Jesus am Ölberg.

Die Darsteller des Passionsspiels konnten das Publikum in ihren Rollen überzeugen und mitreißen.


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